Die Geschichte des Reetdachs

Die ersten Reetdächer entstanden in der Jungsteinzeit in den Siedlungsgebieten der Germanen nahe der Ost- und Nordsee. In dieser Zeit des Ackerbaus, der Viehzucht und der Fischerei mussten die Unterkünfte langlebig sein und ein dementsprechendes Material vorweisen. Der Naturbaustoff Reet entstammt einer Wasserpflanze und ist ein solch robustes Material. Es wurde vorwiegend zur Bedeckung der Häsuer verwendet.

Ein Reethaus bestand aus einem Urhaus (Eindach- und Einfirsthaus), indem eine offene und freie Feuerstelle enthalten war. Diese war nötig, um Wärme und Licht zu spenden. Der durch das Feuer entstehandene Rauch und der damit verbundene Kreosotgehalt erhöhten die Widerstandsfähigkeit des Reetdaches gegen Funken und Feuer. Zusätzlich trocknete der Rauch das Reet sowie die anderen Materialien. Beispielsweise härtete er das Holz und schützte es damit vor Schädlingsbefall oder Insekten. Auch Lebensmittel konnten über dem Rauch getrocknet oder geräuchert werden. Durch kleine Ritzen in den Wänden und ein Loch in der Giebelspitze konnte der Rauch entweichen.

Bei der Dachkonstruktion wurden Rundhölzer als Sparren verwendet und Äste und Knüppel als Lattung. Flechtruten sicherten die Verbindung von Reet und der Unterkonstruktion des Hauses. Die Wände selbst bestanden aus Lehm, Fachwerk oder Flechtwerk.

Im Laufe der Zeit und durch die Metallurgie veränderte sich die Bauweise natürlich. Während der Eiszeit (500 v. Chr. – Christi Geburt) wurden durch Nägel, Beschläge und Bolzen neue Verbindungen innerhalb der Unterkonstruktion geschaffen. Diese war dadurch stärker beschaffen und konnte das Reetdach sicher tragen. Als Folge konnte auch die Größe des Reethauses erweitert werden, was sich vorteilhaft auf die Erntelagerung oder Viehhaltung auswirkte.

Im Mittelalter (500-1000 n. Chr.)entwickelten sich vielerlei Städte und wurden Mittelpunkt von Religion, Wirtschaft und Handel. Die Bevölkerungsdichte stieg deutlich an und erforderte nunmehr größere Bebauungen. Die verschiedenen Häusertypen unterschieden sich aufgrund der Standesklassen. Rathäuser, Klöster oder Kirchen waren aus Back- und Bruchsteinen gebaut, Bauernhäuser hingegen aus Lehm, Holz und Reet. Leider kam es häufiger zu Bränden, die sich in der dichbebauten Stadt schnell von Dach zu Dach trugen. Deshalb wurde das Reetdach gegen harte Bedachungen ausgetauscht. Immerhin findet das Reetdach in den ländlichen Gebieten auch heute noch seinen Einsatz.

 

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